Was macht eigentlich...?
Hier stellen sich Dorfbewohner vor, mit ihren Projekten, Hobbys, Interessen.
Die Feierabendbank – oder wie (fast) alles begann
Seit letztem Sommer gibt es in unserem Dorf eine Feierabendbank. Jeden Donnerstag ist jeder herzlich eingeladen, sich dazu zu gesellen – sommers ab 20 Uhr und wenn die Tage kürzer sind, ab 19 Uhr.
Heutzutage muss man dazu einladen. So, wie die Mitfahrbänke in den Dörfern, die etwas ins Bewusstsein bringen, was einst selbstverständlich war.
Einst saßen die Menschen nach getaner Arbeit abends vor ihren Häusern, ausruhend, schweigend, lauschend, schauend, erzählend, handarbeitend. Einst war der lindengesäumte Dorfanger mit Kirche und Kneipe der Mittelpunkt des geistigen, kulturellen und sozialen Lebens.
Auf unserer Feierabendbank haben wir die Kirche direkt vor uns – wie ein an Land gegangenes großes Boot liegt sie auf dem Dorfanger. Intensiver als sonst wurde sie von uns in den Blick genommen, anders, als wenn man nur im Vorbeifahren einen schnellen Blick auf sie wirft. Der Turm steht bedrohlich schief und neigt sich immer mehr in Richtung Sonnenuntergang. Die Balken der Gefache sind wettergegerbt und Ziegelsteine werden herausgedrückt.
Zuletzt wurde die Kirche im Herbst 2018 genutzt, bei der Beerdigung der Katechetin. Seitdem steht sie unbelebt da. Einmal gab es schon einen Versuch, sie für das ganze Dorf mit mehr Leben zu erfüllen, als es die seltenen Gottesdienste und Beerdigungen vermochten. Vieles war angedacht, manches wurde ausprobiert – Konzerte, Weihnachtsgottesdienste, Feste. Das ist 15 Jahre her. Meinungsverschiedenheiten haben diesen schönen Impuls damals zerstört. Viele haben das Projekt Kirche innerlich wieder aufgegeben.
Aber so leicht ist das nicht. Noch steht sie da und nimmt unsere Aufmerksamkeit in Anspruch – Schnell sagt sich das: „Die müssten doch mal endlich!“ „Es ist ein Trauerspiel!“ Erinnerungen werden ausgetauscht, was alles schon war in dieser Kirche, wie viele innere und äußere Bilder es mit ihr gibt. Immer deutlicher wird das Bild, wie unser Dorf wäre, ohne diese vom Verfall bedrohte Kirche. Es ist, als würde man einem lebendigen Organismus das Herz ausreißen. Oder die Seele.
Aber wer sind eigentlich die? Wenn nicht wir? So kommt an einem Frühstückstisch der Impuls: wir sollten Kontakt mit der Pfarrerin aufnehmen. Und das haben wir getan.
Die Feierabendbank gibt es natürlich noch. Es sind schon 2 Bänke. Eine 3. wäre sehr schön. Kommen Sie doch mal vorbei!